Tertius dies incipit : Der Dritte Tag beginnt

Der Text dieser Tagesmeditation umfaßt die Kapitel I.II.10 bis .13

I.II.10 behandelt einerseits die mosaische Aussage von der Versammlung der "unteren Wasser", so daß das "trockene Land" in Erscheinung tritt (das erste Werk dieses Tages), andererseits in einem dadurch veranlaßten Exkurs die "Vorbereitung der Erde zur Zeugung".
 

Bei den Kapiteln  .11-.13 handelt es sich durchweg wieder um "außerordentliche Meditationen", Exkurse, die durch den mosaischen Text "angestoßen" werden: 


I.II.11 behandelt die ontologischen Stufen des Geschaffenen im Allgemeinen und dringt - inhaltlich mit Pico della Mirandola - über die Stufen dessen was ist, was wächst und empfindet hinaus zur vierten Stufe dessen, was denkt
Ausführlicher behandelt es zuerst einmal die Stufe des anorganischen Seins. 

I.II.12: Das zweite Werk dieses Tages, die Erschaffung der Pflanzen und Bäume, veranlaßt Gerhard Mercator wegen des ausbleibenden Segens Gottes zu einem Exkurs über die "geistige Substanz" = "spiritalis substantia, à qua vita suam originem habet", aus der das Leben seinen Ursprung hat. 
Indem er auf die Funktion des Herzens zu sprechen kommt: die "geisige Substanz" formt zuerst das Herz "in der Mite des Lebewesens", nimmt er die seit Aristoteles immer wieder benutzte Sonnen-Metapher von ihrer "Mitte", ihrer "lebenspendenden Kraft" in der Analogie von Makrokosmos (Weltall) und Mikrokosmos (Mensch) auf: "Da nun diese Welt gleichsam ein einziger Körper ist, nach dessen Vorbild - dem Vorbild Gottes - der Mensch wie ein Mikrokosmos geschaffen ist, der Gottes Ebenbild widerspiegelt, ... ist es glaubhaft, daß auch die Welt die Sonne als ihr Herz, gleichsam als Urbeginn allen Lebens besitzt .. und in der Welt innerhalb der Wölbung des Firmaments dasselbe leistet wie das Herz im Menschen."

Diese Zusammenhänge hat Gerhard Mercator schon 1573 in seinen ersten Brief an Vivianus in der Form eines symbolum universitatis dargestellt; - hier führt er die Andeutungen von damals in extenso aus.


I.II.13: Das dreizehnte Kapitel behandelt den "Baum des Lebens", der zwar selten in den SechsTageWerk-Abhandlungen seit Philo erscheint, aber im Mittelalter immer wieder einmal als Objekt botanisch-medizinischer Naturlehren und in der Renaissance im Zusammenhang mit den bekanntgewordenen Lehren des Hermes Trismegistos zu kabbalistisch-okkulten Anmerkungen Gelegenheit bot. 
Die von Gerhard Mercator immer wieder gepriesene Größe und Güte des DreiEinenGottes versammelt er in dem "klassischen" Gedanken:

"Alles ist für den Menschen da."
Daß er Theophrastus Bombastus von Hohenheim, genannt Paracelsus, gelesen hat, ist unverkennbar.