's-Hertogenbosch 1527/?28 - 1530

Nach dem Tode seines Vaters wurde Gheert1527/?28 auf Kosten und Aufwand obigen Pastors in das nordbrabantische 's-Hertogenbosch zu den Brüdern vom gemeinsamen Leben - auch Hieronymianer genannt - in die geistliche Zucht gegeben. Der Bruderschaft vom gemeinsamen Leben, von Gheert Groote (1340-1384) in der zweiten Hälfte des 14. Jhs in Deventer noch in loser Lebensgemeinschaft initiiert, nach seinem Tode von seinem Schüler Florentius Radewijn unter Regeln gestellt, schlossen sich die Augustiner-Chorherren von Windesheim bei Zwolle - die regulierten  Fraterherren, aus der Gemeinschaft selber kommend - zur gemeinsamen Ausübung einer devotio moderna an, einer neuen, weltoffeneren und mehr praktischen Frömmigkeit. 

Da die Bruderschaft damit über eigene Priester verfügte, gründete sie in rascher Folge Klosterschulen oder beteiligte sich an Stadtschulen -  in Belgien, Holland (damals noch: in den Niederlanden) wie in den Rheinlanden und anderswo; in Magdeburg waren sie unter dem Namen der 'Nullbrüder' oder 'Lol(l)arden' bekannt. Ihre Lateinschule in Deventer besuchten sowohl der spätere Kardinal Nikolaus von Kues als auch - eine Generation später - Erasmus von Rotterdam; ihre Schule in Magdeburg besuchte der junge Luther ein Jahr lang. 1484 wurde Erasmus von Deventer an die Klosterschule in 's-Hertogenbosch überstellt und blieb dort mehr als zwei Jahre. Wie auch Erasmus wird der junge Gheert Kremer die tiefgründige Biblizität der Devoten unreflektiert und wie selbstverständlich in sich aufgenommen haben. Den späteren literarischen Zeugnissen des Gerhard Mercator entnehmen wir, daß er hierbei tief und durchaus kritisch in die Geisteswelt augustinischen Denkens und Arbeitens eingeführt worden ist, in ein Denken, das sich zu dieser Zeit fest in die Herzen und Köpfe der Reformatoren und Humanisten eingepflanzt hatte. 

Wahrscheinlich hat der junge Gheert in der Lateinschule der Devoten von 's-Hertogenbosch die gymnasialen Anfänge des universitären Studiums kennengelernt, zu denen sich unter der Führerschaft der Humanisten die klassischen sieben freien Künste als humaniora, als allgemeine Bildungsinhalte der 'höheren Bildung', entwickelt hatten.