? mathematicorum facile princeps 

Der zeitgenössischen Art humanistischer Lobreden müssen wir daher - wie es nach allem scheint - die Bemerkung von dem "bei weitem erstem = größtem Mathematicus seiner Zeit" im Epitaph des Atlas-Werkes wie der Grabstätte: mathematicorum sui temporis facile princeps, zurechnen. 

Es ist nicht hinreichend klar, was die Familie unter einem mathematicus verstanden hat. 
Am besten paßt noch - wenn er mathematicus des Klever Hofes gewesen ist - , daß damit der Titel eines fürstlichen Feldvermessers gemeint war. (Humanus Caesareus aus Dordrecht verwendet den Titel des Mathematicus = voerstelyken genaeden mathematicus als Anrede in einem Brief vom 7.August des Jahres 1562: Den erbaere wyse ende achtbaere mynen besondren heere Meester Gerardus Mercator des voerstelyken genaeden mathematicus tot Duysborch.
Glücklicher ist er gewiß über den Titel cosmographus zu Kleve gewesen, den er wenigstens seit 1564 getragen hat. (In einer Anweisung des Hofes von Nancy vom 21.Mai 1564 heißt es, daß die angewiesenen 400 Franc pour fournir et subvenir à la dépense de m[aitre] Gerhard Mercator, cosmographe [! nicht etwa mathématicien], ... seien.) 

Die Mathematikgeschichte - als Geschichte der praktischen und (vor allem der) theoretischen Beschäftigung mit Aufgaben und Problemen ursprünglich der Arithmetik und Geometrie, später auch der Algebra und der Analysis - kennt Gerhard Mercator nicht; sie kennt seinen holsteinschen Namensvetter Nikolaus Kauffman = Mercator (1620-1687), der die Entwicklung des Begriffs „natürlicher Logarithmus“ (1668 in den Londoner Transactions) unendlich gefördert hat durch seine Jahrzehnte währende Unternehmung, "die Quadratur des Raumes [der Fläche] zwischen einer gleichseitigen Hyperbel und ihrer Asymptote, welche den Geometern seiner Zeit viele Freuden machte", zu finden. Am Ende der Konkurrenz zwischen N.Mercator, I.Newton und J.Gregory steht die von Gregory 1668 durchgeführte "Addition der natürlichen Sekanten eines Kreisbogens", die auf die rechnerische - grundsätzliche - Lösung der Aufgabe Gerhard Mercators führt: den Logarithmus der Tangensfunktion als die Maßzahlfunktion seiner "vergrößerten Breiten" zu finden. 



kennt
Ein gerechtes Urteil habe ich in diesen Tagen (1998) bei Georg Scheffers, Wie findet und zeichnet man Gradnetze von Land- und Seekarten? Math.-Physikalische Bibliothek Reihe 1 86/86, B.G.Teubner Berlin/Leipzig o.J., S.79 Anm.2), gefunden: "Was Moritz Cantor in seinen Vorlesungen über Geschichte der Mathematik, 2.Bd.,2.Aufl. Leipzig 1900, S.608 über Mercator beibringt, ist teils falsch, teils irreführend. [Auf diese Stelle zielt u.a. meine Bemerkung ab.] Bestimmt gehört Mercator in die Geschichte der Mathematik, denn sein Entwurf ist die erste neue winkeltreue oder konforme Abbildung der Kugel auf die Ebene seit der schon aus alten Zeiten bekannt gewesenen stereographischen Projektion [des Hipparch]."